Deutsche Sprache - ohne geht’s nicht!

Kordula Schulz-Asche (MdB GRÜNE) besucht Deutschkurse in der Akademie für Integration e.V. in Wiesbaden

04.11.15 –

von Konny Küpper, Vorsitzende GRÜNE Wiesbaden

Am Eingang die üblichen Schuhregale, Teppiche dämpfen die Geräusche, die Wände dieses Mal in schwarzes Tuch gehüllt zum Andenken an die Familie Mohammeds, die Räume voller junger Menschen tief über die deutschen Lehrbücher gebeugt: Mein zweiter Besuch in den kombinierten Räumen aus Moschee und Lehranstalt war wieder ein besonderes Erlebnis. Dawood Nazirizadeh, Vorsitzender der Wiesbadener Akademie für Integration e.V. hatte die GRÜNE Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche eingeladen und machte uns mit den fast 50 Frauen und Männern vorwiegend aus dem Iran, Syrien und Afghanistan bekannt, die alle sichtlich erfreut über den Besuch aus Berlin waren.

Fragen oft ohne Antwort

Rund zwei Stunden lang nahm sich Kordula Zeit, eine Klasse noch näher kennenzulernen und einen Teil des Sprachunterrichts zu leiten. Aber schnell wandte sich das Gespräch den ganz handfesten Problemen der Flüchtlinge zu: Wo finde ich eine Wohnung? Warum darf ich mit 19 Jahren nicht zur Schule? Ich bin Ingenieur, wo finde ich Arbeit? Wie kann ich meine Zeugnisse anerkennen lassen? Alle waren unglaublich engagiert und interessiert. Die Augen voller Hoffnung. Das Herz voller Angst: Darf ich bleiben, wie lange muss ich noch warten?

Fragen über Fragen, die auch wir nicht wirklich beantworten konnten. Ein schneller Blick auf die Seite der IHK in Wiesbaden brachte auch nur den Hinweis auf die Plattform workeer.de, die speziell arbeitssuchende Flüchtlinge und Arbeitgeber zusammenbringen will. Auch die Seite wiesbaden.de zeigt viele Texte und Links; aber nur auf Deutsch, das kaum eine(r) der Flüchtlinge auf diesem Niveau lesen kann. Selbst die Rhein-Main-Hochschule bietet keine Informationen auf Arabisch oder Farsi, geschweige denn Kurdisch. Insgesamt gesehen macht das keinen sehr strukturierten und koordinierten Eindruck; Flüchtlinge werden sich in diesem Durcheinander erst recht nicht zurecht finden.

Akademie bietet muttersprachlichen Unterricht und ein wenige Heimatgefühl

Deshalb ist die Leistung der Akademie, die fast ohne öffentliche Unterstützung, nur mit ehrenamtlichen, muttersprachlichen LehrerInnen und HelferInnen arbeitet, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Die Menschen finden dort Anschluss, warme Aufnahme, zweimal in der Woche einen ernsthaften und strukturierten Deutschunterricht, kulturelle Anknüpfungspunkte und vor allem Gleichaltrige in ähnlicher Problemlage. Ein Herzensanliegen von Herrn Nazirizadeh ist es darüber hinaus, Menschen mit Migrationshintergrund zu eigenem bürgerschaftlichem Engagement zu motivieren. So plant er ein Lehr-Video über Vereinsarbeit, Workshops und eine Internet-Plattform für die Vermittlung von Praktikumsplätzen. Wobei die Frage offen bleibt: Wie finanziert sich das alles? Ein Großteil der öffentlichen Gelder konzentriert sich auf die etablierten Organisationen. Neue Akteure haben es da schwer. Dabei wäre es gerade wichtig, Ehrenamtliche auch unter den Migranten selbst zu finden und sie dabei zu unterstützen.

Koordinierungsstelle für ehrenamtliches Engagement nötig

Um für Kordula das Bild abzurunden, stießen zu dem intensiven Gedankenaustausch noch Hartmut Boger, Direktor der VHS in Wiesbaden, und Jürgen Janovsky, Vorsitzender des Freiwilligenzentrums (FWZ) in der Friedrichstraße etwas später dazu. Natürlich sind die Flüchtlinge auch beim FWZ das beherrschende Thema. Derzeit werden rund 200 Flüchtlinge in den Deutschkursen über den Flüchtlingsrat erreicht; 8 ehrenamtliche BeraterInnen helfen rund 100 Ehrenamtlichen sich zu orientieren. Zentrale Aufgabe der Stadt sei es jetzt aber, schnell eine Koordinierungsstelle z.B. beim Bürgerreferat einzurichten, das die unzähligen ehrenamtlichen Initiativen und Hilfsangebote koordinieren und miteinander vernetzten kann. Der Sozialdienst Asyl sei damit einfach überfordert und mit seinen eigentlichen Aufgaben voll ausgelastet. Alles müssen sehr schnell gehen, denn das Engagement von Freiwilligen sei nun mal von Natur aus zeitlich wie auch menschlich begrenzt. Jemand, der sich heute entschließt zu helfen, müsse rasch eine Betätigungsmöglichkeit bekommen und vor allem auch auf die Aufgaben vorbereitet werden. Sonst sei die Gefahr groß, die freiwilligen HelferInnen binnen kürzester Zeit einfach zu verbrennen. Außerdem müssten z.B. die Raumnutzung für Kurse und Angebote besser aufeinander abgestimmt und Synergien genutzt werden. Schulen seien z.B. ideal, aber ohne Hausmeister am Abend auch nicht zugänglich. Eine Internetplattform, die alle Hilfsangebote zusammenbringt und nach Stichworten durchsucht, gibt es schon als Engagementboerse (http://www.freiwilligenzentrum-wiesbaden.de/engagementboerse/). Allerdings müsse diese auch gepflegt und Anfragen zeitnah beantwortet werden. Das alles sei derzeit kaum zu leisten.

 

 

Volkshochschule und Freiwilligenzentrum mit finanziellen Sorgen

Und so landete am Ende die Diskussion wieder einmal beim Thema Geld: Die Haushaltslage der Stadt ist schwierig. VHS und FWZ selbst rechnen mit Kürzungen im nächsten Jahr, was angesichts der dringenden Integrationsaufgaben mehr als kontraproduktiv sei. Ein gutes Gefühl für die schwierige Lage bekam ich bei den Zahlen, die Herr Boger nannte: Das BAMF zahlt derzeit gesetzlich geregelt 2,94 Euro je Stunde und Teilnehmer an einem Deutschkurs. Damit seien die Kosten (Raum, Lehrmaterial, Personal etc.) einfach nicht zu decken. Schließlich müsse auch an die Qualität der Kurse gedacht werden, was am besten über eine Zertifizierung gelänge. Das FWZ möchte deswegen einen Fördertopf, mit dem es im nächsten Jahr 1.100 Flüchtlinge betreuen will und dafür 300 Euro pro Person und Jahr benötigt. Die etwa 80 Cent pro Tag seien sehr gut angelegtes Geld, das der Bund hoffentlich über die Länder finanzieren werde.

Kordula war sichtlich zufrieden mit ihrem Besuch. Bei solchen Gelegenheiten könne sie sich sehr viel schneller einen Überblick verschaffen und Anregungen nach Berlin mitnehmen. Sie versprach der Akademie eine Paket mit vielen Informationen rund um das politische System in Deutschland. Bleibt zu hoffen, dass die Flüchtlinge bis dahin weiter so große Fortschritte in ihren Deutschkursen machen. Und dass sie hier in Wiesbaden tatsächlich echte Chancen für einen Neuanfang bekommen. Es wäre ihnen allen wirklich zu gönnen.
28.10.2015

 

Veranstaltungstipp:

ASYL - Wo stehen die GRÜNEN?

Diskussion mit GRÜNEN PolitikerInnen zum Thema Menschenrechte, Asyl und Integation der Flüchtlinge

Kordula Schulz-Asche, Tom Koenigs und Marcus Bocklet

am Donnerstag, 10.12.2015, ab 19 Uhr, Georg-Buch-Haus

Stadtradeln in Wiesbaden

 

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